9.7.2023: Grenzwertige Temperaturen

Normalerweise halten sich alte Säcke bei diesen Temperaturen im Keller auf und nicht auf einem Fußballplatz. Doch wieder einmal siegte die Unvernunft. Für den urlaubenden Henning erschien Matthes, der seinem lädierten Knie eine erneute Chance gab, und wir waren wenigstens numerisch gleich. Das Knie hielt, dies vorab. 

Opa, Kallusch + Naldo

Jannick, Matthes + Kamal

Opas Mannen verloren die Seitenwahl und spielten zunächst auf der Sonnenseite. Die Führung gelang Kamal, wieder mal mit dem Rücken zum Tor, mit der Hacke durch die Beine von Opa und am verdutzten Kallusch vorbei, der die Torlinie erfolglos sicherte. Da war es wieder, das laute Lachen und breite Grinsen. Von Resignation dennoch keine Spur. Man trat aufs Gaspedal und ruck zuck stand es 4:1 nach Opas Grundlinientreffer und Toren von Kallusch u. Naldo. Hätten die beiden Letztgenannten klare Dinger frei vorm leeren Tor auch noch versengt, die Führung wäre uneinholbar gewesen. So nahm das Spiel seinen Lauf. Matthes verkürzte und Kallusch hielt mit dem 5:2 den Gegner auf Distanz. Das vorne liegende Trio sehnte sich nach der Schattenseite und wartete auf den Wechselpfiff vom Schiri, der exakt nach 30 Spielminuten dem Wunsch nachkam. Bis dahin allerdings fielen weitere Tore durch Jannick + Matthes zum knappen 5:4 Halbzeitstand für OKN.

Die Pause konnte nicht lang genug sein. Die Führenden brachten in Halbzeit 2 nichts, aber auch rein gar nichts mehr zustande. Kamal gelang eine Kopie seines Tores aus HZ 1. Dies war dann neben der Hitze ein zusätzlicher Motivationskiller, von dem man sich nicht mehr erholte. Mit dem 7:5 durch Jannick machten sich erste Kreislaufbeschwerden bemerkbar und das Match wurde früher als geplant für beendet erklärt.

Naldo hatte seinen Kulturbeutel mitgebracht und alles reingepackt was sein kühler Keller noch hergab. Schöne Geschichten wurden ausgetauscht, von denen eine den nicht Anwesenden nicht vorenthalten werden sollte.

Es war Ende der 80-iger Jahre als ein junger Iraner, nennen wir ihn K.,  mit langen zotteligen Haaren und großer Klappe sein Heimatland verließ, um im Schlaraffenland Germany sein Glück zu suchen. Clever wie er war, reiste er über den Airport Schönefeld in die damalige DDR ein, um dort seinen Asylantrag zu stellen. Die Ossis – nicht dumm – ahnten Schlimmes, fuhren ihn gleich von der Rollbahn direkt nach Westberlin, waren ihn ruck zuck los und trafen somit eine ihrer klügsten Entscheidungen überhaupt. In Berlin angekommen, begab sich K. umgehend zur Ausländerbehörde, um den Antrag zu stellen. Die Wessis, weniger klug als die auf der anderen Seite, entsprachen dem Antrag umgehend, nachdem K. auf das Grundgesetz geschworen hatte, sich an Regeln und Gesetze der BRD zu halten. K. verließ das Gebäude mit einem spitzbübischen Lächeln, marschierte auf eine stark frequentierte Kreuzung zu, wartete bis die Lichtsignalanlage auf ROT schaltete und …?  lief los. Dies nur mal so zur Regeltreue. So war er, ist er und wird er auch immer bleiben. „Eins steht fest“, so Opa kopfschüttelnd mit Blick zu K., „wenn ich IHNEN damals in der Behörde gegenüber gesessen hätte, SIE hätte kein Wiesenkicker je kenngelernt.“

Opa